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HASA: 1st ALLbum (Review)
Artist: | HASA |
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Album: | 1st ALLbum |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Mischung aus Rock, Psyche, Jazz, Funk, Pop und Prog – oder nennen wir es einfach mal Kraut/Spacerock der modernen Art |
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Label: | 36Music | |
Spieldauer: | 36:06 | |
Erschienen: | 26.09.2024 | |
Website: | [Link] |
„Den Sound der 70-er Jahre mit naturbelassenem Schwäbisch kombinieren – geht das? Und wie das geht! Zumindest wenn man wie Heiners All-Star-Attraktion, kurz HASA, so herausfordernd lässig zusammenwachsen lässt, was bislang niemand zusammendachte. Entsprechend verschmelzen extrem tanzbarer Jazz, Rock, Blues, Reggae und Funk mit Lyrics im Dialekt, die in ihrer lautmalerischen Verspieltheit tatsächlich häufig wie Gedichte wirken, mal dadaistisch, mal aus dem prallen Leben gegriffen.“ (Eigenbeschreibung von HASA unter ihrer Homepage)
HASA, die ihren Bandnamen zudem um die Bezeichnung SPACEPOP FROM DÅHANNA erweitern, sind schon ein ungewöhnliches Erlebnis und ein kräutriges Space-Pflänzchen aus dem weiten Kosmos, aber nur dem Teil, auf dem man sich in der schwäbischen Mundart verständigt.
Stellenweise ist die Band um den singenden Rock-Gitarristen Heiner Reiff eine auf humorvoll getrimmte Abwandlung der Space-Psyche-Prog-Jazz-Rocker GONG, als die sich in ihren 'Flying Teapot' (fliegende Teekanne) setzten um zum Planet Gong und ihrer „Radio Gnome Invisible“-Trilogie (1972-74) aufzubrechen. Ganz so wagemutig und abgefahren sind HASA – sieht man mal von ihrem durchgängigen Mundart-Gesang ab – dann doch nicht. Manchmal denkt man dann eben doch eher in den rockigeren Momenten an die Kölsch-Mundart-Rocker BAP, was wiederum ja ebenfalls eine sehr ansprechende Referenz ist. Denn genauso wie BAP legen auch HASA ihrer LP ein megafettes 20-seitiges (!!!) LP-Comic-Booklet mit dem Titel „GuckBook“ bei, in dem nicht nur alle Texte zu finden sind, sondern diese auch als Comic von Dieter Hermenau gestaltet wurden.
Nur im deutlichen Unterschied zu BAP sind die von Reiff verfassten Texte auf ironisch und humorvoll, manchmal auch sarkastisch, getrimmt und halten sich größtenteils von knallharter Kritik an sozialen oder politischen Umständen fern. Das passt zu dieser Form von Musik auch bestens. HASA wollen mehr unterhalten, als zu schwerwiegenden Gedanken anregen. Die würden bei dieser einfallsreichen bis eigenartigen musikalischen Mischung aus Rock und Psyche und Jazz und Funk – oder nennen wir es einfach mal Kraut/Spacerock der modernen Art, der sich nicht ernst nimmt, aber trotzdem absolut professionell klingt – auch nur stören. Gerade weil man, ist man des Schwäbischen nicht mächtig, mit den Inhalten hinter den Songs dann doch überfordert ist.
Die Musik aber nimmt einen sofort mit, besonders wenn man wie die Musiker selber sich am liebsten in den progressiveren Rock-Welten der 1970er-Jahre bewegt, aber ebenso mit den NDW-1980er-Jahren was anfangen kann. HASA musizieren jedenfalls dermaßen professionell, dass es ihnen auf „1st ALLbum“ häufig gelingt, ihre Vorbilder, wie STEELY DAN, PINK FLOYD, GRATEFUL DEAD und ZAPPA gemeinsam mit flotten Tanz-Rhythmen und Space-Sounds zu vereinen, ohne dass diese Mischung auch nur eine Minute peinlich wirkt.
Nur mit dem Schwäbisch muss man sich bei so vielen internationalen Klängen dann doch anfreunden und gewöhnen. Wem das nicht gelingen sollte, der wird wohl HASA ihrer Worte wegen verächtlich belächeln, ihrer Musik wegen aber hochachtend folgen. Doch beides gibt’s eben auf „1st ALLbum“ nur in Kombination, selbst wenn HASA auf dem LP-B-Seiten-Opener „Flokati Kathy“ beweisen, dass sie auch reine Instrumentalmusik mit deutlich ZAPPAesker Jazz-Rock-Schlagseite bestens beherrschen.
Und noch eins sollte man zum HASA-Wagemut wissen: Zeitgleich zur Veröffentlichung ihrer ersten LP/CD präsentierte die Band einen einstündigen Musikfilm fürs Kino, der sich direkt auf dieses Album bezieht. „HASA – 1st MUFI“ ist die an Musikfilm-Formaten der 1960er und 1970er Jahre orientierte filmische Umsetzung aller Songs und versteht sich als variantenreiche Alternative zur 15-Sekunden-Ästhetik von Social Media – oder wie es HASA selber formulieren: „Die Songs vom neuem 'ALLbum' sind als humorig-psychedelischer Kurztrip mit diversen Stopps in HASAs Home Base im Tübinger Umland filmisch umgesetzt: obskure Kellerbars, verlassene Schwimmbäder und magische Weinberge, ja sogar eine halsbrecherische Verfolgungsjagd.“
Da bleibt einem dann nur noch der letzte (anti)drogenschwangere Satz zum Album-Ende übrig, der hier keinesfalls verschwiegen werden sollte: „HASA statt Kiffen!“
Recht haben sie – diese Schwaben!
FAZIT: Space- und Krautrock sowie einfallsreicher bis eigenartiger Rock und Psyche und Jazz und Funk und Pop sowie Prog in Schwäbischer Mundart vorgetragen. Wer glaubt, dass solche Kombination von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, der irrt in Beziehung auf HASA und ihren SPACEPOP FROM DÅHANNA komplett. Denn ihr „1st ALLbum“ ist samt des 20-seitigen dazugehörenden Comic-Booklets (für das es einen Zusatzpunkt gibt) alles – von verstörend bis faszinierend – nur nie langweilig. Ein herrliches Kleinod musikalischen Wagemutes, der sich wahrscheinlich in unseren viel zu eingefahrenen deutschen Format-Radio-Breiten nicht auszahlt. Doch bei dieser bleibenden Qualität kann das HASA gehörig an ihren schwäbischen Arschbacken, die sie musikalisch und dialektisch wagemutig zusammenkneifen, vorbeigehen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (17:44):
- Färrari (3:17)
- Couch Potato (3:19)
- Roll no oin (3:45)
- Trocknade Banana (4:15)
- Wendle (3:08)
- Seite B (18:22):
- Flokati Kathy (3:13)
- Wonder wa (4:26)
- Funkl Funkl (3:05)
- Südhang Hennadal (7:38)
- Bass - Ellen Reinhardt, Ralf Schuon
- Gesang - Heiner Reiff, Caro Saia, Ellen Reinhardt, Ralf Schuon
- Gitarre - Heiner Reiff
- Keys - Ralf Schuon
- Schlagzeug - Daniel Jakobi, Dieter Schumacher
- Sonstige - Heiner Reiff (Uke & Handpan), Ellen Reinhardt (Space Toys), Caro Saia (Naughtylus & Co), Ralf Schuon (Posaune, Perkussion, Lap Steel)
- 1st ALLbum (2024) - 13/15 Punkten
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